Das SuperCollider Symposium 2010 in Berlin
Inhaltsverzeichnis:
Nach Birmingham (UK, 2006), The Hague (Niederlande, 2007) und Middletown (USA, 2009) hat hat zuletzt in Berlin das SuperCollider Symposium stattgefunden. An der Universität der Künste Berlin wurden künstlerische und wissenschaftliche Arbeiten vorgestellt, die mit der Programmiersprache SuperCollider umgesetzt worden sind. Dabei handelt es sich um eine Programmiersprache, mit der audiovisuelle Projekte umgesetzt werden können. Für Künstler bieten sich mit SuperCollider viele neue kreative Möglichkeiten, die im Rahmen des Symposiums vorgestellt worden sind. Entsprechend gab es auch eine lange Liste von Künstler und Sprechern, die auf dem Symposium aufgetreten sind. Veröffentlichte Papers können auch heute noch eingesehen werden. Neben den Vorträgen gab es in dieser Woche auch zahlreiche Workshops.
Was ist SuperCollider?
Mit SuperCollider ist nicht etwa ein Teilchenbeschleuniger gemeint, wie er im Kernforschungszentrum CERN bei Genf zu finden ist, sondern eine Programmiersprache. Neben der Sprache mit den Befehlen bietet SuperCollider auch gleich die integrierte Entwicklungsumgebung. Die Programmiersprache wurde erstmals von James McCartney im Jahr 1996 entwickelt und richtet sich auf die Umsetzung von musikalischen bzw. audiovisuellen Inhalten. Mit SuperCollider können Kompositionen auf Basis von Algorithmen erstellen werden oder auch Klangsynthesen in Echtzeit.
Seit 2002 ist SuperCollider unter der GNU GPL freigegeben und konnte sich von da an immer weiter entwickeln. Nicht nur Künstler und Komponisten sind daran beteiligt, sondern auch Wissenschaftler. SuperCollider kann unter GNU/Linux, Windows und macOS genutzt werden. Heute besteht SuperCollider aus zwei verschiedenen Komponenten. Auf der einen Seite den Server “scsynth”, auf der anderen die Programmiersprache mit Client “sclang”. Zur Kommunikation zwischen den beiden wird das Open Sound Control Protokoll genutzt. Per scsynth können digitale Audiosignale erzeugt oder auch bearbeitet werden.
Das Programm des SuperCollider Symposiums 2010
Vom 18. bis zum 26. September 2010 fand das Symposium an der Universität der Künste in Berlin statt. Es gab im Zuge dieser Woche verschiedene Veranstaltungen, die sich dem Thema auf unterschiedlichen Wegen genähert haben. Unter anderem gab es auch Konzerte wie im Kleinen Wasserspeicher im Bezirk Prenzlauer Berg. Dort wurden die Live-Möglichkeiten von SuperCollider eindrucksvoll bewiesen. Vor allem die erzeugte Klangqualität spricht für sich. Es gibt eine große Bandbreite musikalischer Möglichkeiten, die dynamisch von den Musikern eingesetzt werden können.
Das Symposium bestand im Grunde aus verschiedenen Teilen. Die Installation im Großen Wasserspeicher gab es die gesamte Woche lang und konnte jeden Tag besucht werden. Außerdem gab es noch die Installation .HBC und verschiedene Konzerte, die an den unterschiedlichen Tagen stattfanden. Die eigentliche SuperCollider Konferenz begann am 23. September. Morgens fand die Eröffnung statt, wobei die Eröffnungsrede von Professor Martin Rennert, Präsident der Universität der Künste, gehalten wurde. Ab der Mittagszeit gab es dann die ersten Vorträge.
Die Konferenz, Vorträge und Sprecher
Los ging es am Donnerstag mit “Cat Master and ‘A Very Fractal Cat’, a piece and its software” von Fernando Lopez-Lezcano. Danach ging es weiter mit “Discussion of Lokal Orbits” von Daniel Mayer. Nach einer Mittagspause folgten zwei weitere Vorträge. Einmal “Stochastic Synthesis” von Sergio Lugue und “Mescaline, Data Driven Synthesis for the Masses” von Stefan Kersten. Im Anschluss gab es eine erneute Kaffeepause, ehe die beiden letzten Vorträge des ersten Tages gehalten wurden. Das waren “Timbre Remapping with Regression Trees” von Dan Stowell und “Hacking Cellular Automata: an approach to sound synthesis” von Yota Morimoto.
Der Freitag hatte ebenfalls ein sehr volles Programm zu bieten, das morgens ab 10 Uhr seinen Anfang nahm. Hans Holger Rutz und Nayari Castillo legten mit dem Vortrag “Dissemination and Temporality” los, danach folgte Hannes Hoelzl mit “Sounds – Spaces – Listenings”. Nach der anschließenden Kaffeepause sprach Nick Collins über “Autocousmatic”, ehe eine längere Mittagspause angesetzt wurde. Bis zum Nachmittag wurden drei weitere Vorträge gehalten. Das waren “Exposing Parallelism Explicitly to the SuperCollider Node Graph” von Tim Blechmann, “SuperCollider and Android” von Dan Stowell und Alex Shaw sowie “miSCellaneous lib” von Daniel Mayer.
Auch an den beiden weiteren Tagen gab es jede Menge Vorträge, die das Projekt SuperCollider von ganz unterschiedlichen Seiten beleuchtet haben. An den Abenden fanden zudem auch die Developers Lounges statt. Abgesehen von den Vorträgen waren auch die Workshops von großem Interesse. Sie wurden die gesamte Woche über angeboten. Unter anderem “Introduction to SuperCollider”, was natürlich eher an Anfänger gerichtet war. Weitere Workshops waren “Gaining Confidence in SuperCollider”, “Experimental programming and live coding – Introduction to JITLib”, “Wavefield-Synthesis and SC” sowie “Patterns in a Stochastic Field”.
Fazit zum SuperCollider Symposium 2010
SuperCollider ist eine faszinierende Programmiersprache, die ihren Fokus auf die Kontrolle von Musik legt. Damit verbindet SuperCollider auch verschiedene Disziplinen miteinander, wie jetzt das Symposium im September in Berlin zeigen konnte. Nicht nur Künstler, Komponisten und Musiker sind daran beteiligt, sondern auch Programmierer und Wissenschaftler. Es entstehen also nicht nur viele Möglichkeiten kreativer Vielfalt mit SuperCollider selbst, sondern auch auf der Ebene der Zusammenarbeit. Das Symposium dauerte eine Woche lang, die letzten Tage fand die Konferenz an Universität der Künste statt. Es gab in der Woche Vorträge, Workshops und auch Konzerte. Die Teilnehmer kamen miteinander ins Gespräch und konnte neueste Ergebnisse und Werke mit SuperCollider vorstellen.