Gaming auf Linuxsystemen – auch in Zukunft keine Verbesserung
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Große „Triple A“ Spiele, welche zur Veröffentlichung nicht nur für Windows Systeme, sondern auch für das Linux Betriebssystem erscheinen, sind äußerst selten. Trotz allem erschien das lang erwartete Cyberpunk 2077 von CD Projekt gleich auf zwei Linux Plattformen. Zu verdanken haben wir das Steam und Stadia. Doch die Freude währt nur kurz.
Der Port von Stadia ist nicht wirklich lauffähig und bei der Steam Version handelt es sich eben um eine Portierung, welche mehr schlecht als recht umgesetzt wurde. Doch das Problem herrscht nicht nur bei großen Titeln, wie wir im folgenden Artikel zeigen werden.
Google macht den ersten Schritt für Gaming auf Linux
Mit Google Stadia hat das Unternehmen eine Linux-Plattform erschaffen, die große Entwicklerstudios nur sehr schwer ignorieren können. Ein stabiler und gut laufender Linux-Port. Was erst mal wie ein absoluter Traum für alle Gamer mit Linux Systemen klingt, entpuppt sich in der Praxis jedoch als sehr unausgereift.
Die Basis von Stadia bilden die Server von Linux und bei den Spielen handelt es sich um native Portierungen für die Plattform. Die plattformübergreifende Grafikschnittstelle Vulkan ermöglicht diesen Schritt, welche von der Mehrheit der Industrie in Spielen genutzt wird. Google stellt sogar den Quellcode des Kernels öffentlich zur Verfügung und verweist gleichzeitig auf den guten Linux-Support der aktuellen AMD-GPU-Treiber.
Diese Arbeiten dienen jedoch einzig und alleine dem Zweck des sogenannten Cloud-Gamings, also dem Streamen der Spiele in eine Cloud. Außerhalb der Plattform werden die Linux-Portierungen also nicht verteilt. Damit wird klar, dass ein einfaches Spielen auf Debian- oder Ubuntu-Systemen nicht vorgesehen ist. Wer jetzt davon ausgeht, dass der Grund dafür einzig und alleine in den möglichen Unterschieden des Aufbaus von Desktop-Linux und Cloud-Server liegt, der dürfte mit dieser Vermutung höchstwahrscheinlich falschliegen.
Weder die Entwicklerstudios noch Google scheinen also ein echtes Interesse daran zu haben, die Ports für die klassischen Linux-Desktop-Systeme zur Verfügung zu stellen. Der Aufwand und die hohen Kosten scheinen es den Unternehmen nicht wert zu sein. Das führt dazu, dass Linux Nutzer am Ende des Tages wieder alleine dastehen.
Echte Unterstützung von Steam
Die Entwickler vom Spielstudio Valve sind bis dato die Einzige, die sich wirklich bemühen, eine echte Linux-Unterstützung im klassischen Sinne zu etablieren. Mit ihrer erfolgreichen Plattform Steam haben die Entwickler damit jedenfalls ein gutes Fundament. Doch die anfängliche Euphorie von Valve wurde relativ schnell wieder ausgebremst. Denn der erhoffte Ausschlag der Spieleindustrie hinsichtlich der Linux-Ambitionen blieb größtenteils aus. Die nativen Linux-Ports beschränkten sich weiterhin nur auf kleinere Indie-Games, welche auf Steam verteilt werden sollten.
Seit ungefähr 2 Jahren jedoch setzt Valve auf den eigenen Wine-Fork Proton, welcher eine virtuelle Version von Windows auf Linux ausführen kann. Die beeindruckende Leistungsfähigkeit wird dadurch ersichtlich, dass selbst ein gewaltiges Spiel wie Cyberpunk 2077 halbwegs stabil auf Linux läuft. Der gesamte Umfang wird ersichtlich, wenn man sich den dafür geschriebenen Code ansieht. Nur der nachgelieferte Audio-Patch beinhaltet rund 1000 Zeilen C-Code. Der zusätzliche Code für den Command-Stream, den Shader-Support und für die Patches der Vulkan-Treiber zeigt, wie umfangreich das gesamte Projekt tatsächlich ist. Die Patches für die Vulkan-Treiber sorgen kurioserweise dafür, dass Cyberpunk aktuell nur spielbar mit den Treibern der Linux-Community aus dem Mesa-Projekt wird.
Auch Roulette-Apps auf Linux betroffen
Nicht nur die großen Spiele sind von der Linux Inkompatibilität betroffen, auch kleinere Roulette-Apps, laufen nicht auf dem Betriebssystem.
Wer zwingend Software zum Download möchte, wird in puncto Roulette Apps kein Glück haben als Linux-Nutzer. Hier gibt es die gleichen Hürden wie auch schon bei Spielen wie Cyberpunk 2077. Eine Alternative stellen die Casinos dar, welche sich im Browser selbst spielen lassen. Hier können Nutzer plattformunabhängig und ohne Einschränkungen spielen.
Warum gibt es keine Gaming Linux-Version von Roulette-Apps?
Die Frage, warum sich bisher noch kein Online Casino die Mühe gemacht hat, eine funktionierende Linux-Version zu implementieren, lässt sich nicht so leicht beantworten. Mittlerweile ist die Zahl der Linux-Nutzer, welche in Online Casinos spielen, deutlich gestiegen. Gründe für die fehlenden Linux-Ports können jedoch der große Aufwand sein. Durch die vorhandenen Browser Versionen, welche sich im Funktionsumfang nicht großartig von der downloadbaren Version unterscheiden, könnten viele Entwickler diesen Aufwand als unnötig ansehen.
Doch es scheint hierbei nicht alleine um den Aufwand zu gehen, sondern auch um Kosten, welche eingespart werden können. Eine hundertprozentige Antwort, wieso es keine Linux-Ports für Roulette-Apps gibt, bleiben uns die Entwickler jedoch bis heute schuldig. Bei den bisher genannten Gründen handelt es sich lediglich um Vermutungen, welche jedoch völlig logisch und nachvollziehbar erscheinen. Zwar gibt es viele Linux-Nutzer, welche Online Casinos nutzen, jedoch ist dann immer noch die Frage, welche Casinos sie nutzen. Für einen einzelnen Anbieter eine extra lauffähige Linux-Version zu entwickeln scheint also in vielerlei Hinsicht kein lukratives Geschäft zu sein, wenn es eine vergleichbare Browserversion gibt, welche ebenfalls genutzt werden kann.
Wie schaut die Zukunft für Linux-Gaming aus?
Wie wir also bemerkt haben, sind nicht nur die großen „Tripe A“ Titel von der Linux Inkompatibilität betroffen, sondern auch kleinere Casino-Anwendungen wie Roulette-Apps. Was die Zukunft für Gaming auf Linux bereithält, bleibt vorerst ungewiss. Mit der Portierung von Cyberpunk 2077 haben die Entwickler zwar einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, jedoch besteht hier noch sehr viel Verbesserungsbedarf. Ein vollständiger Linux-Support ist also auch bisher noch nicht vorhanden. In Zukunft bleibt abzuwarten, ob sich daran noch etwas verändern wird.